In Österreich gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen sogenannten Wasserberufen. Die Kategorie ist breit gefächert: Von Brunnenbauer*in über Hafenmeister*in bis hin zu Klärwärt*in. Viele dieser Jobs gehören zu den MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), in denen nach wie vor viel weniger Frauen als Männer arbeiten.
Wir haben Daniela Achleitner interviewt. Sie ist Institutsleiterin im Bundesamt für Wasserwirtschaft, Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft (BAW-IGF). Wir wollten unter anderem wissen, welche Tätigkeiten dort ausgeübt werden, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hat und welchen Herausforderungen sie sich stellen muss.
Warum haben Sie sich für den Beruf entschieden?
Ich bin einfach aus tiefstem Herzen eine Gewässerökologin! Die an unserem Standort bearbeitete Vielfalt an gewässerökologischen und fischereibiologischen Fragestellungen, die Vernetzung von Forschung und Praxis und die unmittelbare Nähe zu allen Aquakultur-Branchenbereichen vereinen alles, was ich mir für meine tägliche Arbeit immer gewünscht habe.
Wann kommt man als Privatperson in Kontakt mit dem BAW-IGF?
Wesentlich öfter, als es auf den ersten Blick ersichtlich ist! Wenn Sie zum Beispiel die Klimawandeldiskussion in Österreich verfolgen, werden Sie auf die bei uns erhobenen Langzeitdaten in zahlreichen Seen stoßen. Wenn Sie an renaturierten Gewässerabschnitten entlangwandern, wurden diese Maßnahmen oft basierend auf den bei uns gemäß EU-WRRL durchgeführten Bewertungen des fischökologischen Zustandes durchgeführt und wenn Sie sich einen köstlichen österreichischen Fisch schmecken lassen, wurde dieser von bei uns bestens ausgebildeten Fischereifacharbeiter*innen oder Fischereimeister*innen gezüchtet.
Was fällt in den Aufgabenbereich des BAW-IGF?
Durch die fachliche Heterogenität sticht unser Institut etwas aus dem BAW-Verband hervor. Wir sind als BAW der Abteilung I/2 (Nationale und Internationale Wasserwirtschaft) zugeordnet und unterstützen als IGF die Sektion Wasserwirtschaft bestmöglich mit unseren Abteilungen Gewässerökologie, Seenkunde und Ökologische Station. Gleichzeitig sind wir aber als Kompetenzzentrum für Aquakultur auch wichtiger Ansprechpartner für die österreichischen Fischproduzenten, sowie für die Sektion Landwirtschaft bei fachlichen Aspekten der Aquakultur und der Teichwirtschaft.
Wie schaut Ihr Berufsalltag aus?
Als Institutsleiterin bin ich naturgemäß nicht mehr so viel im Freiland wie ich es gerne wäre, heute stehen bei mir großteils organisatorische Punkte am Programm. Wichtig sind der Überblick und die Koordination im gesamten Institutsgeschehen, ein offenes Ohr für alle auftauchenden Probleme und natürlich immer möglichst schnell eine umsetzbare Lösung für die vielen unvorhersehbaren Fragen im normalen Tagesgeschäft.
Was war bisher Ihr schönster Moment in dem Beruf?
Es gab glücklicherweise sehr, sehr viele wunderschöne Begebenheiten in den letzten 24 Jahren am IGF! Wertvolle Gespräche mit Kolleg*innen, verdiente Abschlüsse von Facharbeiter*innen/Meister*innen, das „Hochgefühl“ nach gelungenen Fachveranstaltungen – als Gewässerökologin bleiben mir aber auch ganz besonders die speziellen Stimmungen am Wasser, wie sonnendurchflutete Morgennebel, unglaubliche Wasser- /Himmelsfarben, überstandene Stürme und stimmungsvolle Sonnenuntergänge in Erinnerung.
Welchen Herausforderungen sind Sie bisher als Institutsleiterin begegnet?
Wie wohl bei den meisten Chefs sind die Hauptherausforderungen das Personal und das Geld. Wie wir mit den knappen personellen und finanziellen Mitteln, die Vielzahl der an uns gestellten Aufgaben lösen können, wird mich in den nächsten Jahren wohl weiterhin tagtäglich fordern.
Was ist das Spannendste, das Sie bisher in Ihrem Beruf gelernt haben?
Für mich als Gewässerökologin mit Leib und Seele ist das Spannendste natürlich die Freilandarbeit. Der Umgang mit Kiemennetzen, Elektroaggregaten, Motorbooten und das Erforschen von „Neuland“, wenn es um die Erhebung eines bislang unbekannten Fischbestandes geht, sorgen in meinem Berufsleben immer wieder für Spannung und Freude.
Welche Ziele hat das Institut bisher erreicht? Welche Ziele haben Sie jetzt?
Das IGF war und ist stark in die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und hier vor allem in die Methodenentwicklung und Bewertung unserer Gewässer mit dem Qualitätselement Fische in Fließgewässern und Seen einbezogen. Auch die Datenerhebung und -aufbereitung für den Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan der Sektion bleiben weiterhin wichtige Schwerpunkte unserer Tätigkeit.
Im Bereich der Aquakultur hat die angewandte Forschung grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert. Aktuell werden zum Beispiel in unserer Fischzucht Kreuzstein und der Ökologischen Station im Waldviertel neue Methoden der Fütterung, die Anpassung von Aquakulturfischen an erhöhte Wassertemperaturen oder Chancen/Probleme in der Kreislaufanlagentechnik erforscht. Auch die Aus- und Weiterbildung hat traditionellerweise eine besonders hohe Bedeutung an unserem Institut. Österreichweit gibt es zum Beispiel nur bei uns die Möglichkeit der fachlichen Berufsausbildung zum/zur Facharbeiter*in/Meister*in der Fischereiwirtschaft.
Wir sind eine österreichweite Drehscheibe von Gewässerökologie und Aquakultur. Ich sehe in Zukunft eine noch tiefergehende Vernetzung der beiden naturgemäß sehr unterschiedlichen Fachbereiche. In all unserem Tun lag und liegt auch zukünftig der Fokus stark auf der Nutzung, bei gleichzeitigem Schutz der Ressource Wasser.