Leitungen rechtzeitig erneuern
Vorsorgen hilft vor Kostenexplosion.
Keine Leitung hält ewig, irgendwann kommt der Zeitpunkt für eine Reparatur oder Erneuerung. Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: die offene Bauweise, bei der man den Boden aufgräbt, um zum kaputten Rohr vorzudringen, und das grabenlose Sanieren, bei dem das Rohr von innen repariert wird. In welcher Bauweise saniert wird, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel von der Verbauung bzw. Nutzung der Oberfläche, den Kosten im Vergleich, dem Ausmaß des Schadens oder möglichen Synergien mit anderen Bauarbeiten.
Offene Bauweise
Bei der offenen Bauweise wird der Boden auf der gesamten Länge des betroffenen Abschnittes aufgegraben und die schadhaften Rohre ausgetauscht. Danach wird die ursprüngliche Oberfläche wieder hergestellt. Diese Technik nimmt meist mehr Zeit in Anspruch als bei der grabenlosen Technik – sei es aufgrund der Umgebung (z.B. Wohngebiete oder Straßen) oder Schlechtwetter. Zu den Vorteilen der Technik zählt jedoch, dass man einen guten Überblick über die genaue Lage der Leitungen und Beschaffenheit des Bodens bekommt sowie dass auch größere Rohre verlegt werden können.
Grabenarme bzw. grabenlose Sanierung
Wenn das Rohr nur geringfügig bzw. an einzelnen Stellen repariert werden muss oder der schadhafte Teil in einem schwer zugänglichen Gebiet liegt, wird häufig auf unterirdische Sanierungsverfahren zurückgegriffen. Sie bieten den Vorteil, dass der Boden nicht oder nur geringfügig aufgegraben werden muss. So wird kein Bagger und weniger Personal benötigt und die Arbeiten beeinträchtigen die Umgebung nur in geringerem Ausmaß. Es gibt verschiedene grabenarme Sanierungsverfahren wie die Inliner-Technik, das Berstverfahren, das Kurzrohrrelining oder die Erdrakete.
- Die „Inliner“-Technik oder auch „Rohr-in-Rohr“-Technik dient zur Sanierung beschädigter Rohre. Dabei wird ein mit Harz getränktes langlebiges Textilmaterial in das Rohr eingezogen. Das Harz härtet aus und legt sich wie eine zweite Haut an die Innenwand des alten Rohrs.
- Beim „Berst-Verfahren“ wird die alte Rohrleitung mittels Berstmaschine zertrümmert und ein neues eingezogen.
- Beim „Kurzrohrrelining“ werden abschnittsweise neue Rohrmodule im Kanal eingezogen und verdämmt.
- Beim „Erdraketen-Verfahren“ wird ein torpedo-ähnlicher Hammer per Druckluft in den Boden getrieben und das Erdreich verdichtet, um einen Hohlraum zu schaffen. In diesen kann dann eine neue Rohrleitung eingezogen werden. Das Verfahren wird hauptsächlich bei Hausanschlussleitungen eingesetzt.
Sanierungsplanung: Synergien nutzen
Für Leitungsbetreiber bedeutet dies: Wer zu lange zuwartet, steht plötzlich vor einer nicht aufschiebbaren Generalsanierung von Leitungen, bei der die Kosten in die Höhe schnellen. Laufende Prüfung und Beurteilung der Netze sowie daran geknüpfte Wahrscheinlichkeitsberechnungen sind nützlich für die Bestimmung des richtigen Sanierungszeitpunkts. In einem systematischen Konzeptplan für die nächsten Jahre sollte festgeschrieben werden, welche Leitungsabschnitte bzw. Anlagen untersucht bzw. erneuert werden. Diese Maßnahmen helfen dabei, größere Schäden zu verhindern und damit Kosten zu sparen. Dabei ist es sinnvoll, Synergien zu nutzen und zum Beispiel bei anderen Bauvorhaben mit Betreibern von Gas, Fernwärme etc. oder anderen notwendigen Grabungsarbeiten an Straßen auch gleich die Trinkwasser- und Abwasserleitungen zu sanieren.
Aber wer ist nun eigentlich für die laufende Instandhaltung der Leitungen verantwortlich? Auch die Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer tragen Verantwortung, mehr dazu gibt’s im Kapitel „VERANTWORTUNG EIGENTÜMER“