Prüfen unserer Leitungen
Leitungen müssen laufend gecheckt werden, um Schäden zu entdecken.
Wer den Zustand seines Leitungsnetzes im Blick behält, kann den Bedarf für Reparaturen und Erneuerungen früh genug erfassen und kleinere Mängel rechtzeitig beheben. Digitale Karten bzw. sogenannte „Kataster“ helfen dabei: darin werden alle Informationen zu Material, Alter und Zustand von Leitungsabschnitten dokumentiert. Um den Zustand von Trinkwasser- und Abwasserrohre zu überprüfen, gibt es unterschiedliche Verfahren.
Die Unterschiede zwischen Stadt und Land
In ländlichen Gegenden Österreichs stellt die Länge der Leitungen eine große Herausforderung dar. In dünn besiedelten Gebieten müssen lange Strecken für die Ver- und Entsorgung überwunden werden. In Städten erstreckt sich das Netz in dicht verbautem Gebiet. Hier liegen die Schwierigkeiten eher bei der Zugänglichkeit der Leitungen und der hohen Anzahl der Anschlüsse und Abzweigungen.
Wusstest du, dass...
- zur Bewertung der Dichtheit von Trinkwasserleitungen der Wasserverlust in Prozent des gesamten im System transportierten Wassers herangezogen wird? Beträgt der Wasserverlust mehr als 20 % besteht akuter Handlungsbedarf.
- wenn in der Kläranlage mehr Wasser ankommt, als von den Haushalten entsorgt wird, bedeutet dass, dass durch undichte Stellen im Kanal viel Grundwasser einsickert.
Prüfen von Trinkwasserleitungen
Wasserverluste infolge von Leckstellen stehen im Widerspruch zu einem sorgsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser, was gerade in Bezug auf den Klimawandel an Bedeutung gewinnt, weil extreme Wetterereignisse wie Dürrephasen auch regional zunehmen. Zudem kann es auch die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen, weil das ansonsten geschlossene Leitungssystem „geöffnet“ wird, und so Verschmutzungen eindringen können. Technische Inspektionen und deren Dokumentation haben daher einen hohen Stellenwert: Dazu gehören Kontrollen der Quelleinzugsgebiete und der Speicherbauwerke genauso wie die Prüfung der Leitungen auf Lecks und undichte Stellen sowie die regelmäßige Qualitätskontrolle des Trinkwassers beispielsweise im Wasserwerk.
Wasserverluste erkennen
Wasserversorger werden auf Wasserverluste aufmerksam, wenn Einspeisungsmengen und abgerechneter Endverbrauch beim Haushalt nicht übereinstimmen oder es zu ungewöhnlichen Abweichungen beim Verbrauch kommt z.B. hoher Wasserverbrauch in der Nacht.
Akustische Leckortung: Leitungen „abhören“
Lecks in Trinkwasserleitungen können ausfindig gemacht werden, ohne dass die Versorgung unterbrochen werden muss – und zwar akustisch. Denn wie Wasser aus dem Hahn, macht auch Wasser, das durch ein Leck austritt, ein Geräusch. Über Mikrofone, die 10.000 Mal sensibler sind als herkömmliche, können solche Geräusche auf hunderte Meter wahrgenommen werden. Dabei werden zwei hoch empfindliche Geräte, die Schall aufnehmen können, in einem gewissen Abstand zueinander auf der Straße über den Leitungen aufgestellt. Gibt es Schäden in der Leitung, werden die Leckgeräusche aufgezeichnet und per Funk an den Messwagen geschickt. So arbeitet man sich Schritt für Schritt vor und kann zum Beispiel Rohrbrüche oder defekte Hausanschlüsse punktgenau orten.
Druckprüfung / Desinfektion
Bei Erstbetrieb von neuen Anlagen oder Wiederinbetriebnahme nach Sanierungen von Wasserleitungen wird eine Druckprüfung durchgeführt. Dabei wird mittels Überdruck (durch Luft oder Gas) innerhalb einer bestimmten Zeitspanne per Sensor auf Druckverluste getestet. Alle Leitungen bzw. Behälter müssen zudem desinfiziert bzw. so lange gereinigt werden, bis die Trinkwasserqualität stimmt.
Prüfen von Abwasserleitungen
Aus defekten Rohren kann Abwasser in tieferliegende Erdschichten auslaufen und das Grundwasser verunreinigen. Wenn solche tief liegenden Kanäle und Abflussrohre verstopft sind oder ein Leck aufweisen, war es früher mühsam, die Schäden ausfindig zu machen – heute hat sich dank innovativer Technik einiges in der Kanalinspektion geändert.
Kamerafahrten mit Kanalrobotern als unterirdische Helfer
Es gibt viele unterschiedliche Roboterarten und -größen, die Kamerafahrten und kleinere Reparaturen im Inneren von Kanalrohren durchführen können. Die elektrischen oder hydraulischen Kanal-Roboter werden mit einer Kamera durch das Innere des Kanals gesteuert und überprüfen dort den Ist-Zustand des Rohres. Mit Hilfe des „Kanal-TV“ können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Netzbetreibern genau verfolgen, wo sich im Abflussrohr Schäden oder Verstopfungen befinden. Die Roboter können dabei auch Fräsarbeiten z.B. an Kanten und bei Rissen, bei hartnäckigen Ablagerungen, Wurzeleinwüchsen oder schadhaften Muffen (= ein Verbindungsstück durch das zwei Rohre miteinander verbunden werden) erledigen. Nach der Kamerafahrt werden alle Informationen dokumentiert. Die Rohrkamera dient also verschiedenen Zwecken: der Kontrolle, dem Auffinden und Klassifizieren von Mängeln, dem Erstellen einer Dokumentationsmappe samt Abwasserrohr-Lageplan, sowie der Rohrortung.
Dichtheitsprüfung mit Luft und Wasser
Die Dichtheit des Kanals wird geprüft, indem Luft oder Wasser in den Kanal gepresst wird. Um Fehlanschlüsse zu verorten, greifen Abwassernetzbetreiber zum Beispiel zur „Signalnebel-Methode“. Bei dieser wird ein umweltverträglicher und geruchloser Signalnebel über den Hauptkanal in Richtung des Hausanschlusses eingeblasen. Der Nebel ist leichter als Luft, deswegen kann man etwaige Fehlanschlüsse in nur wenigen Minuten eindeutig lokalisieren – je nachdem, wo der Signalnebel austritt.
Dokumentation als Basis
Den Überblick über das unterirdische Leitungsnetz zu behalten ist nicht immer einfach. Dabei helfen den Netzbetreibern sogenannte „Leitungsinformationssysteme“– darin werden alle Leitungen digital erfasst und Informationen zum Material, Alter und Zustand dokumentiert. Auf Basis dieser Informationen erfolgt dann die Planung von Wartung, Inspektion und Sanierung. Damit ist eine optimale Instandhaltung der Netze gesichert. Darüber hinaus hilft das Tool auch bei Kostenabschätzungen und notwendige Maßnahmen im Blick zu behalten.
Sind die Schäden einmal gefunden, müssen sie zeitnah repariert werden. Wie das funktioniert, kann im Kapitel „ERNEUERN“ nachgelesen werden.