Johann Doppelbauer ist der Leiter vom Bundesamt für Wasserwirtschaft und der Leiter des Forschungsinstituts in Scharfling am Mondsee, wo Forschung und Wissenschaft zu Fließgewässern, Seenkunde und Fischereibiologie betrieben wird.
Bei der Aquakultur gibt es drei Betriebsformen: Durchflussanlage, Teichanlage, Kreislaufanlage. Warum ist es wichtig, die Aquakultur in Österreich zu stärken?
Es ist eine große Nachfrage da nach Fisch im Allgemeinen. Die Aquakultur wächst sehr stark: Vor allem im asiatischen Raum passiert da gerade sehr viel. Im europäischen Raum dagegen wächst man nicht so rasch wie in anderen Gegenden der Welt. Europaweit haben wir daher eine Strategie verfasst, um diesen Wirtschaftszweig zu stärken. Es geht dabei vor allem um Arbeitsplätze. Es geht aber auch um die Selbstversorgung Österreichs und darum die Wertschöpfung im eigenen Land zu haben. Auch aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das sehr wertvoll. Die Empfehlung der österreichischen Gesellschaft für Ernährung ist ja zweimal pro Woche Fisch zu essen, einmal Süßwasserfisch, einmal Salzwasserfisch. So könnten wir den Anteil von Süßwasserfisch aus heimischen Quellen erhöhen.
In der Aquakulturstrategie 2020 strebt man einen Selbstversorgungsgrad von 60% bei Süßwasserfischen an, derzeit liegt er bei 34%. Wird es Österreich gelingen, den Selbstversorgungsgrad bei Süßwasserfischen bis 2020 auf 60% zu steigern?
Das ist natürlich ein sehr ambitioniertes Ziel, aber wir setzen alles daran. Wir werden in Kürze eine Bestandsaufnahme machen und sehen wo wir derzeit genau stehen. Es gibt ja auch über den europäischen Meeresfischereifond Initiativen, zum Beispiel die Ausbildungen auszubauen oder die Vermarktung zu unterstützen und Anreize über verschiedene Schienen zu setzen. Hier am Institut machen wir die Ausbildungen für die Fischereifacharbeiter und –meister. Wir haben jedenfalls sehr gut ausgebildete Leute und ein enormes Potenzial in Österreich.
Warum soll der Anteil überhaupt vergrößert werden? Ist es nicht eh ok Fische aus internationalem Handel zu beziehen? Warum ist es wichtig auf österreichischen Fisch zu schauen?
Bei der Fischerei hat man nicht endlos Wachstumsmöglichkeiten. Vor allem bei der Seenfischerei ist der Rahmen vorgegeben durch Bestandsdichten und die Rechte diese Bestände zu befischen. Das wird ziemlich konstant bleiben. Im Bereich der Aquakultur kann man eben noch wachsen, auch wenn selbst hier Grenzen beachtet werden müssen: der Flächenbedarf bei Teichanlagen, die Gefahr von Räubern, wie Fischotter oder Reiher, die die Bestände plündern. Durchflussanlagen auf der anderen Seite benötigen sehr viel Frischwasser, da ist man von der Wassermenge limitiert, die man für die Betreibung der Anlagen abzweigen darf. Durchflussanlagen müssen auch bewilligt werden. Die bekommen dann eine zeitlich begrenzte Bewilligung, etwa für 15 Jahre und dann muss sich der Betreiber überlegen, ob es sich rentiert 200.000 Euro zu investieren. Danach folgt ein neues Ansuchen und wenn das nicht gestattet wird, muss der Betrieb eingestellt werden. Das sind gewichtige wirtschaftliche Überlegungen.
Was heißt überhaupt „nachhaltige Produktionsweise“?
Nachhaltig produzieren bedeutet Ressourcen wie Wasser, Land und Futtermittel schonend einzusetzen. Die Kreislaufwirtschaft ist zum Beispiel eine sehr nachhaltige Methode, da man auf die beste Gesundheit der Tiere achtet. Man wendet keinerlei Medikamente oder Antibiotika an und kann das auch gar nicht: Der Biofilter, also die Bakterien und Mikroorganismen, die das Wasser reinigen, würden dabei zerstört werden und das will man unbedingt vermeiden. Das Wasser läuft im Kreislauf, daher ist auch der Wasserverbrauch eher gering.
Die lachsartigen Fische in Durchlaufanlagen, Karpfenartige in Teichwirtschaft, der afrikanische Wels in der Kreislaufanlage – welche Fischarten wird man in Zukunft noch in Aquakulturen züchten können? Was ist mit dem Thunfisch, der steht ja immer wieder wegen der Fangmethode in der Kritik, ist aber dennoch einer der beliebtesten, wenn nicht der beliebteste Speisefisch!
Nein, Thunfisch wird nie in Österreich produziert werden. Derzeit geht der afrikanische Wels gut in Kreislaufanlagen, aber auch der Zander ist unter gewissen Voraussetzungen möglich. Der Thunfisch braucht extrem viel Platz – riesige Freigehege –, das geht bei uns nicht. Wir sprechen vor allem vom Zander, der kann auch in Teichanlagen gezüchtet werden. Es gibt noch nicht so viele Kreislaufanlagen in Österreich, denn da ist viel Erfahrung erforderlich. Kreislaufanlagen funktionieren inzwischen mit dem afrikanischen Wels sehr gut: Er verträgt Unterschiede in der Wasserqualität in einem breiten Bereich. Der afrikanische Wels wird auch vom Greenpeace Fischratgeber als bedenkenlos eingestuft, vor allem wenn er aus heimischer Aquakultur stammt.