Von Europas seltenster Kleinlibelle bis hin zur größten heimischen Orchideenart: Der Lech-Fluss ist Heimat vieler besonderer Lebewesen. Ihr Lebensraum soll mit dem Life LECH Projekt besonderen Schutz erfahren.

Revitalisierungsmaßnahmen

In der Zeit von 2016 bis 2021 werden am Tiroler Lech zwölf Flussrevitalisierungs- und Artenschutzmaßnahmen umgesetzt. An geeigneten Stellen werden Uferverbauungen und Steinbuhnen (Bauten, die quer in den Fluss hineinragen) entfernt, um dem Lech die Möglichkeit zu geben, Kiesflächen abzulagern und dadurch Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Davon profitieren die Auen, ihre Bewohner und letztlich auch der Mensch, weil so ein besser Hochwasserschutz gewährleistet wird. Gleichzeitig werden die Eintiefung der Flusssohle gestoppt und der Grundwasserspiegel angehoben. Beispielsweise wurden zwischen Stanzach und Vorderhornbach bereits alte Längsverbauungen und Buhnen rückgebaut, der Uferweg in sichere Entfernung landeinwärts verlegt. Der Lech kann nun seine Ufer wieder selbst gestalten. Er gewinnt wieder an Platz, standorttypische Pflanzen wie die Lavendelweide können sich ansiedeln.

Flora und Fauna des Tiroler Lechs – Was macht den Fluss so besonders?

Viele Tiere finden im Naturpark Tiroler Lech ihren Lebensraum:

In den Brunnwässern, den kleinen, langsam fließenden Nebengewässern des Lechs, die von Hangwässern gespeist werden, befinden sich die Kinderstuben von Fischen, Amphibien und Vögeln. Unter anderem lebt hier die Bileks Azurjungfer, die seltenste Kleinlibelle Mitteleuropas. Alle derzeit bekannten europäischen Vorkommen befinden sich in Tirol.

Die Seitenbäche und Schluchten versorgen den Lech ständig mit Wasser. Hier zimmert der Schwarzspecht, der größte Specht Europas, seine „Nisthöhlen“.

Im oberen und mittleren Abschnitt des Tiroler Lechs begleiten lichte Schneeheide-Kiefernwälder den Fluss. Gelegentliche Überschwemmungen, Nährstoffarmut und Trockenheit prägen diesen Lebensraum. Das klingt erstmals nicht verlockend, doch der Frauenschuh fühlt sich in dieser Umgebung wohl. Er ist die größte, heimische Orchideenart. Und nicht nur das: Er braucht bis zu 16 Jahre bis zur Blühreife, also viele Jahre bis zur Vermehrung.

Grauerlenwälder findet man vor allem am Unterlauf des Tiroler Lechs. Als sogenannte „Feuchte Au“ werden sie häufiger überschwemmt und dabei mit Nährstoffen versorgt. Da lebt die Kreuzkröte. Sie ist Österreichs seltenstes Amphib. Sie bewegt sich nicht hüpfend fort, sondern läuft wie eine Maus.

Starke Verbauung im 20. Jahrhundert

Doch wie kam es zu der starken Verbauung des Tiroler Lechs? Anfang des 20. Jahrhunderts, nachdem ein Katastrophenereignis 1910 das Tal verwüstet hatte, wurde der Tiroler Lech verbaut. In den 1960er Jahren errichtete man zudem Geschiebesperren, die Steine und Geröll in den Seitenbächen zurückhielten. Man hatte dabei die besten Absichten – den erhöhte Schutz. Die Verbauung führte aber schon bald zu einer starken Eintiefung des Lechbetts, nämlich um bis zu 4 Meter und somit zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Für die hoch spezialisierte Tier und Pflanzenwelt der Wildflusslandschaft, die auf regelmäßige Überflutungen angewiesen ist, wie die Deutsche Tamariske (ein Uferstrauch) oder die Gefleckte Schnarrschrecke (gehört zur Familie der Feldheuschrecken), hatte dies gravierende Folgen. Ihre Bestände gingen stark zurück. Mit dem Life Lech Projekt soll sich auch ihr Lebensraum wieder vergrößern.

Link:https://www.naturpark-tiroler-lech.at/naturpark-tiroler-lech/naturpark-projekte/naturschutzprojekte/life-projekt-ii.html

Im Bild: Bileks Azurjungfer
Fotocredit: Sarah Friedle

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