Hast du gewusst, dass sich Wale durch Gesang, so genannte „whale songs“, verständigen? Klingt irgendwie unglaublich, oder? Trotzdem fasziniert, begeistert und stellt uns diese Tatsache vor viele offene Fragen. Warum singen Wale? Und: Wie machen sie das überhaupt? Welche Rolle spielt das Wasser dabei?
Walgesänge zählen zu den raffiniertesten Kommunikationssystemen des Tierreichs. Kommunikation ist ja bekanntlich schon an Land mit seinen Schwierigkeiten verbunden; unter Wasser gibt es zusätzlich durch schlechtes Licht und einen eingeschränkten Geruchssinn weitere Herausforderungen zu bewältigen. Doch Schall ist unter Wasser fast fünf Mal so schnell wie in der Luft und daher nutzen ihn Wale (sowie andere Meeressäuger) zur akustischen Kommunikation.
Walgesänge über tausende Kilometer hörbar
Menschen produzieren Töne, indem sie beim Ausatmen Luft über die Stimmbänder strömen lassen und sie so zum Schwingen bringen. Wenn man unter Wasser jedoch den Mund öffnet, blubbert die Luft in Blasen heraus. Das Problem beim Sprechen unter Wasser ist also der Übergang der Luftschwingungen auf das Wasser – das funktioniert nicht mit unserem Sprechapparat. Bartenwale haben eine U-förmige Falte im Gewebe zwischen den Lungen und den großen, dehnbaren Organen, die man Kehlsäcke nennt. Man vermutet, dass bei einem singenden Wal durch die Muskelkontraktionen in Hals und Brust Luft aus der Lunge über die U-Falte in die Kehlsäcke strömt und diese zum Schwingen bringt. Das erzeugte Geräusch hallt in den Säcken wider wie der Chor in einer Kathedrale und erreicht eine Lautstärke, die Entfernungen von Tausenden von Kilometern überbrückt. Wale müssen zum Singen nicht ausatmen. Die Luft strömt stattdessen zurück in die Lungen, und erzeugt dadurch erneut Töne.
Wale singen in „Dialekten“
Bereits 1971 veröffentlichten zwei amerikanische Zoologen im Magazin „Science“, dass Wale ein Lied mit einer regelrechten Melodie singen und in Zyklen wiederholen. Mit diesem Gesang können sich die Tiere über Strecken von mehreren hundert Kilometern hinweg untereinander verständigen. Zum Geräusche-Repertoire gehören: Knacken, Pochen, Pfiffe, Knarzen, Boings, Schreie und Triller. Wale singen auch je nach Weltgegend anders, es werden also – wie beim Menschen auch – deutlich unterscheidbare Dialekte gesungen.
Mysterium Walgesänge
Heute wissen wir: Walgesänge sind die längsten und abwechslungsreichsten im Tierreich. Besonders gute Sänger sind die Buckelwale – ihre Laute klingen für das menschliche Ohr melodisch. Besonders laut sind die Blauwale: Das Pfeifen eines Blauwals übertrifft sogar die 170 Dezibel eines vorbeifliegenden Düsenjets. Warum sie das tun, ist ebenso noch unbekannt, doch wir können spekulieren. Da es sich um Männchen handelt, die vor allem während der Balzzeit singen, könnte ein Ziel sein, Weibchen anzulocken. Vielleicht sind es auch Revierrufe zur Abschreckung anderer Männchen.
Meerjungfrauen oder doch Wale?
Abschließend noch ein Fun Fact: Früher glaubten Seeleute, den Gesang von Meerjungfrauen zu hören. Frauen waren damals bekannterweise ja nicht auf den Weltmeeren unterwegs. Durch die hölzernen Schiffsrümpfe wurden die Schallschwingungen des Gesangs gut weitergeleitet.
Kann, muss aber nicht sein: Die Kehrseite des schönen Walgesangs wird vom Menschen verursacht: Durch den Lärm von Schiffen und Bohrinseln können sich Wale nicht mehr verständigen. Viele verlieren die Orientierung und verirren sich in flache Gewässer, wo sie dann an den Küsten stranden.
Und für diejenigen unter euch, denen das hier nicht genug an Info ist, hier der Link zum Video auf TEDEd – Lessons worth sharing!