In den kalten Monaten zieht es alle Jahre wieder viele Menschen Österreichs in den Skiurlaub. Doch wegen des Klimawandels fehlt dort oft der notwenidge Schnee. Um trotz aller Witterungen einen guten Schnee auf den Pisten garantieren zu können, wird in vielen Skigebieten auf die künstliche Erzeugung von Schnee zurückgegriffen. Doch was ist „Kunstschnee“ eigentlich genau und inwiefern unterscheidet er sich von Naturschnee? Und wie wirkt er sich auf die Umwelt aus?

 

Die Erfindung von Kunstschnee

Das technische Prinzip zur Herstellung von Schnee wurde in den 1940er Jahren eher durch Zufall entdeckt. Amerikanische Forscher wollten die Vereisung von Düsentriebwerken untersuchen. Um die richtigen Wetterbedingungen zu erzeugen, sprühten sie bei niedrigen Temperaturen Wasser in einen Windkanal. So ist der erste Kunstschnee entstanden, dieses Prinzip wird bis heute angewendet.

 

Beschaffenheit von Kunstschnee

Kunstschnee besteht ebenso wie Naturschnee aus Wasser. Das für die Produktion benötigte Wasser wird meistens aus Bächen oder künstlich angelegten Stauseen gewonnen. Da die Pisten zunehmend mit Kunstschnee versorgt werden, steigt stetig der Bedarf an der Ressource Wasser. Kunstschnee hat eine andere Kristallstruktur als Naturschnee, er ist viel runder, fast körnig. Damit besitzt diese Form von Schnee generell eine höhere Dichte, ist damit schwerer und schmilzt langsamer.

 

Produktionsweise von Kunstschnee

Es kann grundsätzlich zwischen zwei Arten der Kunstschneeproduktion unterschieden werden: Es gibt die Produktion durch Schneelanzen und durch Schneekanonen. Schneelanzen sehen aus wie lange dünne Straßenlaternen. Sie vermischen Wasser unter hohem Druck mit komprimierter Luft, der so entstandene Schnee wird über die Pisten gesprüht. Schneekanonen hingegen sprühen Wasser mit niedrigem Druck in einen Luftkanal, der durch einen Propeller erzeugt wird.

Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto kälter muss die Außentemperatur sein, damit der Schnee erzeugt werden kann. Beispielsweise könnte man mit entsprechend kaltem Wasser bei einer Luftfeuchtigkeit von 30% bereits bei +1° Celsius Kunstschnee allerdings mit minderer Qualität (sehr nasser Schnee) produzieren, bei einer Luftfeuchtigkeit von 80% müssen mindestens -4° Celsius herrschen.

Verwendung von Kunstschnee

Auf österreichischen Bergen stehen rund 23.700 ha Pistenfläche zur Verfügung, knapp 70% der Pistenfläche kann künstlich beschneit werden. Dafür werden mittlerweileetwa 50 Mio. m³ Wasser pro Saison benötigt. Das entspricht dem Fassungsvermögen von 2.000 olympischen 50m-Schwimmbecken. 455 Speicherseen wurden für diesen Zweck errichtet.

Die genaue Zahl, wie viele Schneeerzeuger es insgesamt in Österreich gibt, ist übrigens unekannt. Die Schätzungen reichen von 22.000 bis 33.000.

Umweltbelastung

Die generell höhere Dichte des Kunstschnees führt dazu, dass mit Kunstschnee beschneite Pisten langsamer schmelzen und das Pflanzenwachstum sowie die Artenzusammensetzung stärker beeinflussen. In den Pistenbereichen sind nach der Schneeschmelze länger Stellen mit zurückbleibender Vegetation (braune Flächen) wahrzunehmen. Je nach Höhenstufe, Bodenaufbau und Witterung im Frühjahr kann sich der im Pistenbereich gespeicherte höhere Bodenwassergehalt anschließend wachstumsfördernd auswirken.

Das natürliche Verhalten von Wildtieren wird durch die Lärmemissionen der Beschneiungsgeräte sicher beeinflusst. Dazu kommt, dass die Beschneiungsgeräte während der Dämmerung und in der Nacht in Betrieb sind, wenn viele Wildtiere aktiv werden.

Jedenfalls kommt es durch die für die Beschneiung erforderliche Infrastruktur (Beschneiungsspeicher, Stromzuleitungen, Wasserleitungen usw.) zu Eingriffen in die Natur. Um genügend Wasser für die Schneeproduktion zur Verfügung zu haben, werden Speicherteiche errichtet, um in der natürlichen Niederwasserzeit im Winter die Bäche nicht durch Entnahmen zusätzlich zu belasten.

Die Erzeugung von Kunstschnee erfordert neben Wasser auch Strom, der bei geeigneten Witterungsverhältnissen mit entsprechender Leistung zur Verfügung gestellt werden muss. Dafür werden pro Saison etwa 250 – 190 GWh Strom verbraucht. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von 67.500 Einfamilienhäusern.

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