Welche Fische leben eigentlich in der Großen Tulln? Diese Frage erforschten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Auftrag des Landes Niederösterreich. Dafür wurden Fische gefangen, untersucht und dann wieder ins Wasser zurückgelassen.
„Wenn man den Fluss von außen sieht, erwartet man nicht, dass hier so viele Arten und eine so hohe Biomasse vorhanden sind.“, sagt Dr. Michael Schabuss vom Büro „Pro Fisch“, der die wissenschaftliche Befischung leitete.
BEMESSUNG DER FISCHE
Die Fische wurden nach dem Fang in Becken mit Sauerstoffzufuhr gehalten. Anschließend wurde ihre Art, ihre Größe und ihr Gewicht bestimmt. Selbstverständlich wurde alles ordentlich vermerkt. Die Hauptarten, die bei der Befischung nachgewiesen wurden, waren Aitel, Schneider und erstaunlicher Weise der Bitterling. Diese Fischart wurde bisher nicht in der Großen Tulln nachgewiesen. Michael Schabus: „Das war insofern eine Überraschung, da der kleine Fisch auf die Flussmuschel zur Fortpflanzung angewiesen ist, da er in ihr ablaicht. Sein großes Vorkommen deutet auch auf große Muschelbestände hin.“
NEUE ARTEN
Neben dem Bitterling wurden noch zwei weitere neue Fischarten erstmals nachgewiesen. Das Rotauge und der Weißflossengründling. Letzterer lässt darauf schließen, dass die Durchgängigkeit zur Donau gegeben ist. Auch schöne Bachforellen finden sich im unteren Abschnitt des Reviers. Das Vorkommen von Nasen und Barben war eine positive Überraschung für Dr. Schabuss: „Wir haben bei beiden Arten sowohl große Tiere als auch mittlere und kleine, also mehrere Generationen festgestellt. Das ist insofern erstaunlich, da sich in Zubringer-Flüssen die großen Fische oft nur im Frühjahr zum Laichen aufhalten und dann wieder verschwinden. Dass hier so viele im September gefangen werden, ist erstaunlich.“
ERSTER BEFUND: WEHRRÜCKBAUTEN HÖCHST ERFOLGREICH
Die Ergebnisse der Befischung werden im Frühjahr veröffentlicht. Vorab fasst Schabus aber bereits zusammen, dass die Durchgängigkeit zur Donau einen überraschend positiven Effekt auf die Fischbestände hat. 2019 wurden zwei Wehranlagen in Abstetten und Plankenberg rückgebaut, seither wandern Donaufische wie Nasen und Barben massenhaft zu, um hier zu laichen.
Die nächsten Maßnahmen an der Großen Tulln sollen laut Land Niederösterreich die Rückbauten der Wanderhindernisse bei den Wehren in Siegersdorf und Asperhofen sein.