Am 8. März ist Weltfrauentag mit dem diesjährigen Motto: „Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“. Damit ist er auf viele Arten auch ein Tag des Wassers. Denn es sind die weiblichen Bewohner dieser Erde, die führend in der Wasserversorgung sind – und doch am stärksten darunter leiden.
WENN TÄGLICH TAG DES WASSERS IST
Für viele junge Frauen in ländlichen Regionen dieser Welt dreht sich der ganze Tag um die Wasserbeschaffung für ihre Familien. Oft legen sie über Stunden kilometerlange Wege zurück (im Durchschnitt 6 km) und erdulden enorme Wartezeiten an den Trinkwasserstellen. Neben der schweren körperlichen Belastung schaffen sie es allein zeitlich nicht mehr, zur Schule zu gehen und erreichen oft nur ein geringes Bildungsniveau.
Außerdem sind sie auf diesen Wegen nicht selten sexuellen Übergriffen und Gewalt ausgesetzt. In Pakistan beispielsweise haben 80 Prozent der Frauen, die zum Wasserholen ihr Grundstück verlassen müssen, Gewalt erfahren, verglichen mit 10 Prozent der Frauen, die eine Wasserversorgung in der Nähe ihres Hauses haben.
BLUT, BRUNNEN, BILDUNG
Doch nicht nur durch die tägliche körperliche Schwerstarbeit der Wasserbeschaffung erfahren Frauen Nachteile – fehlende Sanitäreinrichtungen und Brunnen in den Schulen nehmen oft auch die Hoffnung auf eine gute Bildung und damit auf ein unabhängiges Leben.
Was hierzulande fast schon liebevoll als „Erdbeerwoche“ oder „die rote Welle“ bezeichnet und immer weiter enttabuisiert wird, ist in vielen Ländern der Erde noch immer Grund für Ausgrenzung und Scham. Menstruierende Frauen gelten dort oftmals als „unrein“ und werden beispielsweise in der Schule gemobbt. Da es dort häufig keinen Wasserzugang und funktionierende Sanitäranlagen gibt, können sie ihre Hygieneprodukte nicht waschen oder wechseln, weshalb sie oftmals lieber daheimbleiben und so monatlich bis zu einer Woche Unterricht verpassen! Laut eines Berichts der UNESCO geht mindestens eines von zehn Mädchen in Afrika südlich der Sahara während ihrer Periode nicht zur Schule. Einige versäumen dadurch mehr als 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung, nicht wenige brechen die Schule ab.
FRAUEN IN FÜHRUNG – ABER IM POSITIVEN SINNE!
Dem Weltfrauentag ist es zu verdanken, dass überhaupt sichtbar wird, wie eng die Schicksale von Frauen in den Entwicklungsländern mit einer funktionierenden Wasserwirtschaft verbunden sind. Ohne ihre „Führungsposition“ in der Beschaffung der lebensnotwendigen Flüssigkeit würde es viele Kommunen wohl nicht mehr geben. Dass Frauen trotz dieser oder gerade durch diese Meisterleistung schwer benachteiligt sind, ist eine tiefgreifende Ungerechtigkeit, die bekämpft werden muss. Es ist eine internationale Aufgabe, das Verfügbarmachen von sauberem Wasser zu fördern, Wasser Know-how zu verbreiten und die Frauen und Mädchen in vielen Regionen der Welt zu entlasten.