In Deutschland wurden bereits 19 Badegäste mit Hilfe des Systems Poseidon gerettet. Das elektronische Frühwarnsystem alarmiert, wenn jemand leblos im Wasser treibt. Bisher wird das System in Hallen- und Freibädern angewandt, allerdings noch nicht in Österreich. Hier achten die Bademeister auf das Wohl der Gäste.
Unterwasser-Kamera soll Badegäste vor dem Ertrinken bewahren
Computergestützte Frühwarnsysteme unterstützen schnelle Rettung – in Österreich noch nicht im Einsatz
Wien (APA) – Jedes Jahr sterben in Österreich etwa 73 Menschen durch Ertrinken, bei Kleinkindern zählt der „lautlose Tod“ zu den häufigsten tödlichen Unfallarten, so die Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Computergestützte Frühwarnsysteme mit Unterwasser-Kameras könnten eine schnelle Rettung unterstützen und in kritischen Situationen die Unfallfolgen deutlich mildern.
Poseidon, das elektronische Frühwarnsystem der gleichnamigen französischen Firma, ist sozusagen das „dritte Auge“ des Bademeisters. Es schlägt selbsttätig Alarm wenn ein Körper leblos im Wasser treibt. Mehrere Videokameras über und unter Wasser helfen dem Computer dabei. Die Bewegungen der Badegäste werden in Echtzeit durch ein Software-Programm ausgewertet. Verliert jemand das Bewusstsein und sinkt zu Boden oder treibt reglos im Wasser, löst Poseidon nach zehn Sekunden einen akustischen Alarm aus. Zusätzlich wird auf einem LED-Display der Standort des Ertrinkenden angezeigt.
„In den letzten zehn Jahren konnten mit Poseidon 19 Menschenleben gerettet werden“, erklärte Christoph Jacob von Poseidon Deutschland im Gespräch mit der APA. Fehlalarme würden im Schnitt einmal pro Tag ausgelöst – „und die Aufmerksamkeit der Badeaufsicht erhöhen“, so Jacob.
Verwendung findet das System sowohl in Frei-, als auch in Hallenbädern. Weltweit ist diese Anlage in knapp 200 Schwimmbädern im Einsatz, Österreich gehört noch nicht dazu. Derzeit keinen Bedarf sieht man bei den Wiener Bädern: „Wir setzen ausschließlich auf ausgebildete Beckenaufsichtspersonen“, sagte Sprecher Martin Kotinsky zur APA. Man könne nicht alle Becken mit Kameras ausstatten, überall Computer aufstellen und Personal extra zur Überwachung der Bildschirme heranziehen, so Kotinsky. Auch gäbe es in den Wiener Bädern „Gott sei Dank relativ wenige Todesfälle“ zu beklagen.
In Österreich verletzen sich jährlich rund 3.600 Personen beim Schwimmen, Springen und Tauchen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Durch die Frühwarneinrichtung könnten Rettungsmaßnahmen rasch eingeleitet werden. „Die Zeit, in der sich der Ertrinkende unter Wasser befindet, sollte so kurz wie möglich sein, um eine mögliche lebenslange Behinderung oder den Todesfall zu vermeiden“, so Thierry Boeglin, Geschäftsführer der Firma Poseidon, in einer Aussendung.
„Der Einsatz derartiger Systeme wird prinzipiell als positiv und sinnvoll erachtet“, heißt es aus dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Untersucht wurden solche Frühwarneinrichtungen vom KfV allerdings noch nicht. Dennoch könnten diese Anlagen bald Standard werden. Bereits seit dem Jahr 2008 gibt es eigene europäische Normen für Sicherheitsanforderungen in Schwimmbädern. In Deutschland ist für das Jahr 2012 eine eigene DIN-Norm für Unterwasser-Erkennungssysteme geplant.
12. Juli 11