Wie entsteht Hochwasser?
In den vergangenen Jahren haben Hochwasser in Österreich zugenommen. Doch wie genau entsteht ein Hochwasser? Ein Hochwasser entsteht, wenn der Wasserstand in einem Gewässer einen bestimmten Grenzwert überschreitet. Es wird allgemein als zeitlich begrenzte Überflutung von Land definiert, das normalerweise nicht mit Wasser bedeckt ist. Hochwasser sind Naturereignisse und Teil des Wasserkreislaufs. Ihre Entstehung hängt von der Intensität des Niederschlags, den Eigenschaften des Einzugsgebiets und der Flüsse ab. Sie sind oft die Folge von großräumigem Regen, Starkregen oder der Schneeschmelze im Winter und Frühjahr.
Schäden durch Hochwasser entstehen, wenn das natürliche oder das durch den Menschen veränderte Wasserabflusssystem die Wassermengen nicht mehr bewältigen kann. Die Bodenbeschaffenheit, die Art der Bepflanzung und die Neigung des Geländes spielen ebenfalls eine Rolle.
Wie entsteht ein hundertjähriges Hochwasser?
Ein hundertjähriges Hochwasser tritt statistisch nur einmal in 100 Jahren auf. Der Begriff „Jährlichkeit“ beschreibt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses. Es wird basierend auf langjährigen hydrologischen Daten, der Wassermengen und der Flusspegelhöhe analysiert.
Aufgrund des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass Hochwasserereignisse in den kommenden Jahren häufiger auftreten. Momentan liegt die Wahrscheinlichkeit, bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren ein hundertjähriges Hochwasser zu erleben, bei 55 Prozent.
Welche Regionen sind von Hochwasser betroffen?
In Österreich wird eine einheitliche Risikoanalyse gemäß den EU-Hochwasserrichtlinien durchgeführt. Die daraus resultierende Gefahren- und Risikokarte zeigt, welche Regionen besonders gefährdet sind. Du findest die Karte auf der Website des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.
Die Seite bzw. die App PegelAlarm informieren dich schnell und einfach über die aktuellen Pegelstände in deiner Region und warnt bei Überschwemmungen.
Ausbau der Schutzmaßnahmen
Seit dem Hochwasser 2002 hat Österreich viel gelernt und den Ausbau von Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser vorangetrieben. Die Zusammenarbeit der Behörden und Einsatzkräfte funktioniert mittlerweile sehr gut. Dies hat dazu beigetragen, dass bei den vergangenen Hochwassern viele Schäden verhindert werden konnten.
Durch die ergriffenen Maßnahmen konnten seit 2002 jährlich 16.000 Menschen und etwa 3.500 Gebäude besser geschützt werden. Ein gutes Beispiel ist die Stadt Krems, deren Stadtzentrum durch Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgreich vor Überschwemmungen geschützt wurde. Jährlich werden in Österreich etwa 2.000 Schutzprojekte umgesetzt.
Der Hochwasserschutz besteht nicht nur aus dem Bau von Dämmen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Renaturierung der Flüsse, um den natürlichen Schutz vor Überschwemmungen wiederherzustellen. Jährlich entstehen etwa 100 Hektar neue natürliche Überflutungsflächen und 16 Hektar Wasserfläche.
In den kommenden Jahren werden etwa 230 Millionen Euro jährlich in den Ausbau des Schutzes vor Naturgefahren investiert. Ziel ist es, die Bevölkerung bestmöglich vor Naturkatastrophen wie Hochwasser zu schützen.
Aktuelle Hochwasser
Unser Fotograf Max Slovencik war in den betroffenen Gebieten unterwegs, unter anderem beim Rückhaltebecken Fahrafeld an der Piesting. Dieses Becken bietet Schutz für 35.000 Menschen. Ein Anrainer meinte im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse: „Ohne dieses Projekt wären wir hier alle abgesoffen.“
Das Hochwasserschutzprojekt im Triestingtal ist ein beeindruckendes Beispiel für umfangreiche Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Region vor den Folgen von Hochwasser zu schützen. Durch den Bau von Dämmen, Durchlassbauwerken und Hochwasserentlastungen sowie die Verlegung der Triesting wurden technische Lösungen geschaffen, um die Gefahr von Überschwemmungen zu minimieren.
Besonders positiv ist, dass nicht nur der Schutz vor Hochwasser im Fokus stand, sondern auch ökologische Maßnahmen und Infrastrukturverbesserungen umgesetzt wurden. Die Schutzwirkung des Projekts ist beachtlich, und die potenziellen Schäden bei einem extremen Hochwasserereignis könnten deutlich reduziert werden.
Die Maßnahme wird nach dem Wasserbautenförderungsgesetz gefördert. Die Gesamtkosten des Hochwasserschutzprojektes belaufen sich auf rund 43 Millionen Euro (42,910.000 Euro), wovon das Bundesministerium 50 Prozent (21,455.000 Euro) übernimmt.
Tipps bei Hochwasser
Wenn das Hochwasser droht, ist es wichtig, schnell und richtig zu handeln. Hier sind die wichtigsten Tipps für den Notfall:
Fahrzeugbetrieb
Vorsicht im Straßenverkehr! Verzichte darauf, dein Fahrzeug zu benutzen, wenn du dich in einem überfluteten Bereich befindest. Dein Auto kann bereits ab einer Tiefe von 30 cm aufschwimmen oder abdriften. Aufgespülter Schlamm, Äste oder andere Hindernisse wie Kanaldeckel erschweren die Fahrt. Außerdem können sich die Türen deines Fahrzeugs durch den Wasserdruck nicht mehr oder nur schwer öffnen lassen. Auch der Motor des Fahrzeuges kann durch das Wasser beschädigt werden.
Umgang mit Strom
Bei Hochwasser besteht die Gefahr eines Stromschlags. Schalte daher den Strom im betroffenen Bereich oder im ganzen Haus ab, um Unfälle zu vermeiden. Berühre keine elektrischen Geräte, wenn bereits Wasser eingedrungen ist.
Aufenthalt in Kellerräumen
Vermeide es, während eines Hochwassers in den Keller zu gehen. Dieser füllt sich oft als erstes mit Wasser, und Türen können sich durch den Wasserdruck nur schwer öffnen lassen. Wichtige Dokumente und wertvolle Gegenstände sollten nicht im Keller gelagert werden.
Ruhe bewahren
Bleibe in einem sicheren Teil des Gebäudes, schließe Fenster und Türen, um möglichst wenig Wasser eindringen zu lassen. Verfolge die Wettervorhersagen und halte dich an die Anweisungen der Behörden.
Hochwasserschutz anbringen
Wenn möglich, bringe einen Hochwasserschutz an. Mobile Sperren, Fensterschotts oder Sandsäcke können das Wasser fernhalten.
Bei Gefahr bringe dich und deine Familie in Sicherheit und rufe im Notfall die Feuerwehr (122).
Tipps nach dem Hochwasser
Wenn dein Haus durch Hochwasser überschwemmt wurde und du zurückkehrst oder zurückkehren möchtest, gibt es eine Reihe von wichtigen Maßnahmen, die du beachten solltest, um deine Sicherheit zu gewährleisten und das Haus sicher wiederherzustellen:
Sicherheit geht vor
- Stromversorgung abschalten: Vor Betreten des Hauses unbedingt den Strom abstellen, um Stromschläge zu vermeiden.
- Strukturelle Schäden prüfen: Überprüfe das Gebäude auf sichtbare Schäden wie Risse in Wänden oder Decken.
- Gebietserlaubnis beachten: Nur zurückkehren, wenn die Behörden das Gebiet freigegeben haben.
Gesundheit und Hygiene
- Schutzkleidung tragen: Verwende Gummistiefel, Handschuhe und gegebenenfalls Atemschutz, da das Wasser oft kontaminiert ist.
- Haus gut lüften: Öffne Fenster und Türen, um frische Luft hereinzulassen und Schimmelbildung zu vermeiden.
Wasser, Schlamm und Schmutz entfernen
- Wasser abpumpen: Stehendes Wasser schnellstmöglich abpumpen, um weitere Schäden zu vermeiden.
- Entfeuchten: Verwende Ventilatoren und Entfeuchter, um das Haus zu trocknen und Schimmelbildung vorzubeugen.
- Schlamm entfernen: Schlamm und Schmutz gründlich entfernen, da sie oft gefährliche Bakterien oder Schadstoffe enthalten.
Trinkwasser kontrollieren
- Hausbrunnen testen: Lass das Trinkwasser, besonders bei Versorgung durch einen Hausbrunnen, von Fachleuten bakteriologisch untersuchen, um sicherzustellen, dass es nicht kontaminiert ist. Im Fall eines „Überlaufens“ sollte das Wasser abgekocht oder nicht genutzt werden, bis der Betrieb des Brunnens ordnungsgemäß läuft und die Trinkwasserqualität wiederhergestellt ist.
Durch die optische Prüfung kannst du den Zustand deines Brunnens überprüfen und einen ersten Eindruck von der Wasserqualität bekommen:
- Klarheit des Wassers (z.B. Verfärbungen, Trübungen)
- Geruch des Wassers (z.B. modriger oder öliger Geruch)
- Sichtbare Schäden am Brunnendeckel oder –schacht
- Eingedrungene Fremdstoffe (z.B. Blätter, Schlamm)
- Wasser abkochen: Gibt das Gesundheitsamt keine Abkochempfehlung oder eine Verwendungseinschränkung heraus, kann das Trinkwasser bedenkenlos verwendet werden.
Elektronische Geräte
- Nicht sofort einschalten: Schalte elektronische Geräte nicht ein, wenn sie feucht sind. Sie müssen vollständig trocken sein.
- Geräte prüfen lassen: Lass einen Techniker die Geräte auf Schäden untersuchen, bevor sie wieder in Betrieb genommen werden.
Dokumentation und Versicherung
- Schäden dokumentieren: Fotografiere und dokumentiere die Schäden an deinem Haus und den Möbeln für die Versicherung.
- Versicherung informieren: Melde die Schäden schnellstmöglich deiner Versicherung und kläre das weitere Vorgehen.
Langfristige Maßnahmen
- Schimmelprävention: Behalte die betroffenen Bereiche im Auge und lasse bei Schimmelbefall eine professionelle Reinigung durchführen.
- Vorsorge treffen: Überlege, wie du dein Haus in Zukunft besser gegen Hochwasser schützen kannst, zum Beispiel durch wasserdichte Fenster oder Rückstauklappen.
- Notfallplan erstellen: Erstelle ein Plan für den Ernstfall. Was ist zu tun, wenn sich ein Hochwasser ankündigt. Wo liegen alle wichtigen Dokumente, und befinden sich Wertgegenstände in Sicherheit? Welche Evakuierungsroute wird verwendet, um an einen hochwassersicheren Ort zu gelangen?
Hochwasser sind Teil des natürlichen Kreislaufs und werden immer wieder auftreten. Nach einem Hochwasser ist es wichtig zu überlegen, was gut funktioniert hat und was nicht, um dich und dein Zuhause bis zum nächsten Mal besser zu schützen.