Dass ein natürlicher Flusslauf den Lebensraum zugunsten der Tiere verändert, ist den meisten klar. Doch was verändert sich aus kultureller Hinsicht für den Menschen, sobald ein Fluss sich wieder in seiner ursprünglichen Form durch die Heimatgegend schlängelt? Das BMLRT hat eine Untersuchung gestartet, die den Potenzialen von Renaturierungsmaßnahmen auf den Grund ging.
Ökosystemleistungen – was ist das und welche bringen Fluss und Bach?
Ökosystemleistungen bezeichnen die direkten oder indirekten Beiträge von Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen, also den Zusammenhang zwischen dem Zustand eines Ökosystems und seinem Nutzen für den Menschen. Das Konzept ist ein wichtiger Ansatz, um das, was Ökosysteme für den Menschen leisten, „greifbar“ zu machen und zu zeigen, welche Bedeutung intakte Naturlandschaften für den Menschen haben. Sie werden unterteilt in die Kategorien „Basis“ (z.B. Wasserhaushalt), „Versorgung“ (z.B. Energie), „Regulation“ (z.B. Globales Klima) und „Kultur“ (z.B. Bildung und Wissenschaft). In der Untersuchung konzentrierte man sich auf den letzten Punkt, da dieser in vorangehenden Studien oft wenig Beachtung fand.
„Flüsse sind ein Rausch für die Sinne“
Das Rauschen des Wassers hören, seine Kälte spüren, die ufernahen Pflanzen riechen und die verschiedenen Blau- und Grüntöne bewundern: am oder im Fluss werden alle menschlichen Sinne angesprochen. Ein Grund, weshalb renaturierte Bäche und Flüsse Anziehungspunkte für viele Menschen sind. Sei es zur sportlichen Aktivität, für Erholung und Abenteuer, für Ruhe und Naturerfahrung.
Baden, Bootfahren, Angeln, Wandern und Radfahren oder simples Naturerleben. All das sind Aktivitäten, die viel und regelmäßig von den Österreicherinnen und Österreichern betrieben werden und welche allesamt besser und angenehmer an renaturierten Gewässern im Gegensatz zu begradigten Flussläufen machbar sind. Picknicken ist auf ausladenden Kiesbänken entspannter, Angler finden in naturnahen Bächen diversere Fischarten und Kanufahren bringt in einer landschaftlich abwechslungsreichen Umgebung mehr Spaß.
Natürlich beliebt – renaturierte Flüsse für die Erholung
In der Befragung fanden die Forschenden heraus, dass fast 90% der Flussbesucherinnen und Flussbesucher die Natürlichkeit der Landschaft für sehr wichtig halten, ebenso wie die Wasserqualität und Vielfalt. Weiterhin wünschen sich 70% lärmberuhigte Bereiche sowie 40% einen unverbauten Flusslauf. Aus all diesen Indikatoren lässt sich schließen, dass natürliche Flüsse und Bäche besser geeignet sind, kulturelle Ökosystemleistungen zu ermöglichen als regulierte Gewässer.
Die Tatsache, dass naturnahe Bäche und Flüsse eine höhere Attraktivität als begradigte Bäche für die Erholung ausweisen, unterstreicht die Notwendigkeit, Renaturierungsmaßnahmen konsequent voranzutreiben. Denn neben Verbesserungen der ökologischen Bedingungen und des Hochwasserschutzes, welche durch Renaturierungen gefördert werden, gewähren diese Maßnahmen auch einen Mehrwert für erholungssuchende Menschen.
Gut für Mensch und Tier
Von Renaturierungsmaßnahmen profitieren also Flussbewohnerinnen und Flussbewohner und Besucherinnen und Besucher gleichermaßen. Beispielsweise ziehen Fische und andere wandernde Gewässerorganismen einen direkten Vorteil aus der Entfernung von Querbauwerken und auch aus kultureller Sicht ist diese Maßnahme wichtig; so eignen sich etwa Abschnitte ohne künstliche Hindernisse besser zum Flusswandern. Auch die Aufweitung eines schmalen Uferstreifens in eine breitere Auenzone schafft neben vielfältigen Lebensräumen auch angenehme Aufenthaltsorte für Menschen. Bäume und Sträucher spenden Schatten und laden zum Verweilen ein.
Zusammengefasst lässt sich also feststellen: was den Lebensraum von Fisch, Krebs und Wasservogel beschützt, tut auch dem erholungssuchenden Menschen gut!
Detaillierte Informationen und der gesamte Bericht sind hier zu finden: