Der Starkregen hat in den vergangenen Tagen Deutschland massiv getroffen, auch in Österreich kam es vor allem in Vorarlberg und entlang der Donau in Oberösterreich und Niederösterreich zu Hochwasser. In Österreich konnten aufgrund der jahrelangen Investitionen in Hochwasserschutzbauten bisher Schäden in Milliardenhöhe verhindert werden. Allein 2024 investiert das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) 124 Mio. Euro in Hochwasserschutzprojekte.
Aktuelle Hochwasser
Ab 31. Mai bis 4. Juni 2024 fielen im Zusammenhang mit einem Italientief extreme Regenmengen vor allem im bayerischen Einzugsgebiet der Donau und in den Staulagen am nördlichen Alpenrand in Westösterreich. In den Hochlagen der Alpen fiel der Niederschlag als Schnee. Am 3. Juni gab es intensive Niederschläge auch in Teilen des Burgenlandes sowie am Alpenrand in Nieder- und Oberösterreich.
Von Hochwasser betroffen waren in Österreich zunächst Vorarlberg und Tirol. An der Leiblach, Grenzfluss zu Deutschland in Vorarlberg, kam es zu einem 100- bis 300-jährlichen Hochwasserereignis, ansonsten blieben die Hochwasserscheitel in Vorarlberg und Nordtirol im Bereich von 1- bis 5-jährlichen Ereignissen. Ähnliche Größenordnung, vereinzelt auch darüber, wiesen auch die Hochwasserscheitel im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich auf
In Bayern kam zu einer extremen Hochwassersituation, die sich auch auf die österreichische Donau auswirkte. Die großen alpinen Flüsse aus dem österreichischen Teil des Donaugebietes, vor allem Salzach und Tiroler Inn, trugen aber nicht nennenswert zum Hochwassergeschehen bei wegen geringerer Niederschlagssummen und Schnee in den Alpen. Auch Traun und Enns und die Donau-Zubringer in Niederösterreich führten kein Hochwasser. Dadurch führte die österreichischen Donau im Wesentlichen die Hochwasserwelle aus Bayern ab. Die Größenordnung des Donau-Hochwassers in Österreich blieb mit etwa 5- bis 10-jährlichen Wasserständen in Oberösterreich und etwa 5-jährlichen Wasserständen in Niederösterreich deutlich unter der Größenordnung der Hochwasserereignisse 2002 und 2013.
Hintergrundinformation zum nachhaltigen Hochwasserschutz
In den letzten Jahren wurde ein starker Fokus auf nachhaltige Maßnahmen im Hochwassermanagement gesetzt. Durch Rückhaltebecken und Gewässervernetzungen wie Altarmanbindungen können die Wassermassen und Überschwemmungen deutlich besser bewältigt werden als ohne diese Maßnahmen. Die aktuellen Unwetter veranschaulichten die positiven Auswirkungen der österreichweit durchgeführten Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekte. Flüssen wurde dort, wo es möglich ist, wieder mehr Platz gegeben, sie wurden damit nicht nur lebenswerter, sondern auch sicherer gemacht. Zum Schutz von Siedlungsgebieten kommen zusätzlich mobile Schutzsysteme zum Einsatz, wie zuletzt in Linz, wo diese rechtzeitig und professionell aufgebaut wurden.
Einen wichtigen Beitrag zu einer guten Bewältigung von Hochwassersituationen ist das Risikobewusstsein und die nötige Eigenvorsorge der Bevölkerung. In Österreich ist dieses bereits sehr gut verankert. Zahlreiche Initiativen des BML wie auch der Bundesländer unterstützen das in Form von gut aufbereiteten Informations- und Bildungsangeboten zu Naturgefahren und dem richtigen Verhalten.
Hochwasserschutz in den Bundesländern
Seit Jahrzehnten gibt es jährliche hohe Investitionen in den Hochwasserschutz in Österreich. So gab es 2022 für den Schutz vor Naturgefahren insgesamt 200 Mio. Euro an Bundesmittel für den Wasserbau und die Wildbach- und Lawinenverbauung. Alleine für den Wasserbau waren das 110 Mio. Euro jährlich seitens des Bundes. Damit werden im langjährigen Durchschnitt jährlich mehr als 15.000 Personen bzw. mehr als 3.500 Gebäude besser vor Hochwasser geschützt. 2024 wurden die Investitionen des Wasserwirtschaftsministeriums nochmals aufgestockt auf 124 Mio. Euro.
Vorarlberg
2023 wurden in Vorarlberg insgesamt ca. 16 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. In den vom Niederschlag stark betroffenen Bodensee-Gemeinden zeigten umgesetzte Hochwasser-Schutzmaßnahmen der letzten Jahre eine deutlich positive Wirkung. Beispielsweise konnten an der Leiblach bis 2017 und an drei weiteren Flüssen in Vorarlberg noch 2024 Schutzmaßnahmen in einer Gesamtinvestitionshöhe von rund 13 Millionen Euro umgesetzt werden. Dabei wurden rund 5,5 Mio. Euro direkt durch den Bund finanziert. Der dadurch errichtete Hochwasserschutz verhinderte für über 1700 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Beschäftigte weitere Schäden.
Niederösterreich
2023 wurden in Niederösterreich insgesamt ca. 15 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Gemeinde Purkersdorf in Niederösterreich, bei dem im Zuge der Instandhaltung die bestehende Steinschlichtung am Wienerwaldstausee saniert wird. Durch die nunmehr flachere Böschungsneigung wird die Standsicherheit verbessert und es ergeben sich eine bessere Einbindung ins Landschaftsbild sowie bessere Bedingungen für ökologische Gestaltungsmaßnahmen. Die gesamten Investitionskosten betragen 3,4 Mio. Euro, wovon das BML ein Drittel übernimmt.
Oberösterreich
2023 wurden in Oberösterreich insgesamt ca. 13 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Gemeinde Zwettl an der Rodl in Oberösterreich, bei dem durch die Errichtung eines 660.000 m³ fassenden Retentionsbeckens am Distlbach und ergänzenden Maßnahmen entlang des Schauerbachs 53 Häuser geschützt werden können. Die gesamten Investitionskosten betragen 7,8 Mio. Euro, wovon das BML die Hälfte übernimmt.
Burgenland
2023 wurden im Burgenland insgesamt ca. 6 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Stadtgemeinde Freistadt Eisenstadt im Burgenland, bei dem durch die Errichtung von 2 Retentionsbeckens mit einem Fassungsvermögen von 34.200 m³ am St. Georgener Graben 483 Einwohnerinnen und Einwohner geschützt werden können. Die gesamten Investitionskosten betragen 2 Mio. Euro, wovon das BML rund 1 Mio. Euro übernimmt.
Steiermark
2023 wurden in der Steiermark insgesamt ca. 16 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Gemeinde Marktgemeinde Weißkirchen, bei dem durch die Errichtung eines 300.000 m³ fassenden Retentionsbeckens am Granitzenbach 930 Personen geschützt werden können. Die Installation eines Rechens und einer Hochwasserentlastung gewähren einen sicheren Betrieb der Anlage. Zur ökologischen Verbesserung wurden im Beckenbereich bestehende Teichanlagen gesichert und zusätzliche Flächen zur ökologischen Gestaltung vorgesehen. Die gesamten Investitionskosten betragen 15,4 Mio. Euro, wovon das BML rund 6,9 Mio. Euro übernimmt.
Salzburg
2023 wurden in Salzburg insgesamt ca. 8 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Gemeinde Radstadt in Salzburg, bei dem im Zuge der Instandhaltung rund 450 m Dämme entlang der Enns saniert werden. Im Zuge der letzten größeren Hochwasserereignisse wurden stellenweise leichte Verformungen am Dammkörper festgestellt. Die gesamten Investitionskosten betragen 550.000 Euro, wovon das BML die 70% übernimmt.
Tirol
2023 wurden in Tirol insgesamt ca. 17 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eines dieser wichtigen aktuellen Projekte aus der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft befindet sich in der Gemeinde Neustift im Stubaital, bei dem durch die Errichtung lineare Hochwasserschutzmaßnahmen sowie Objektschutzmaßnahmen entlang der Ruetz 45 Personen geschützt werden können. Die gesamten Investitionskosten betragen 1,6 Mio. Euro, wovon das BML rund 614.000 Euro übernimmt.
Wien
2023 wurden in Wien insgesamt ca. 1 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. In der letzten Kommissionssitzung Wasserwirtschaft wurden insgesamt 4 Projekte für einen vorbeugenden Hochwasserschutz bzw. zur Instandhaltung von bestehenden Anlagen mit einem Bundesmittelanteil von 2,6 Mio. Euro genehmigt. Entlang des Wienflusses in Wien werden im Zuge der Instandhaltung rund 200 Meter Böschungen saniert und so der Hochwasserschutz aufrechterhalten. Die gesamten Investitionskosten betragen 190.000 Euro, wovon das BML ein Drittel übernimmt.