Jedes Jahr am 22. März wird der Weltwassertag gefeiert. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Glacier Preservation“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Erhalt der Gletscher“. Der Tag soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig Gletscher und Blockgletscher für unsere Wasserversorgung sind – und welche Herausforderungen ihr Rückgang mit sich bringt. Besonders in den Alpen zeigen sich die Auswirkungen der Erderwärmung immer deutlicher, was langfristig nicht nur die Umwelt, sondern auch die Wassernutzung durch den Menschen beeinflusst.
Die Bedeutung der Gletscher für unsere Wasserversorgung
Gletscher speichern einen großen Teil des weltweiten Süßwassers und versorgen Flüsse und Seen mit Wasser. Durch die langsam schmelzenden Eismassen bleibt die Wasserverfügbarkeit über das Jahr verteilt stabil. Doch in den letzten Jahrzehnten haben die steigenden Temperaturen dazu geführt, dass viele Gletscher stark an Masse verloren haben. In den Alpen hat sich ihr Volumen bereits um mehr als 50 % verringert, und dieser Trend setzt sich weiter fort.
Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen. Wenn die Gletscher immer schneller abschmelzen, steht in trockenen Sommern weniger Wasser zur Verfügung. Gleichzeitig gelangt mehr Schmelzwasser in die Meere, wodurch der Meeresspiegel steigt und langfristig Küstenregionen gefährdet. Auch für die Ökosysteme in den Alpen bedeutet das eine große Veränderung, da viele Pflanzen- und Tierarten an die kalten Bedingungen angepasst sind. Werden Gletscher als Wasserspeicher schwächer oder verschwinden ganz, hat das nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Folgen, da viele Branchen – etwa die Landwirtschaft, der Tourismus und die Wasserkraft – von einer stabilen Wasserversorgung abhängig sind.

© Rudolf Philippitsch
Blockgletscher: Ein oft übersehener Wasserspeicher
Neben den klassischen Gletschern gibt es noch eine weniger bekannte, aber ebenfalls wichtige Wasserquelle: die Blockgletscher. Sie bestehen aus einer Mischung aus Eis und Gestein und bewegen sich langsam talwärts. Das Besondere an ihnen ist, dass sie Wasser speichern und über längere Zeiträume hinweg abgeben. Damit spielen sie eine entscheidende Rolle im Wasserkreislauf alpiner Regionen.
In Österreich können Blockgletscher bis zu 0,6 km³ Wasser speichern – das ist mehr als das 1,4-Fache des jährlichen Trinkwasserverbrauchs des Landes. Dadurch sorgen sie dafür, dass auch in trockenen Monaten genug Wasser in Bächen und Flüssen vorhanden ist. Ihr Permafrosteis schmilzt zudem langsamer als das von normalen Gletschern, weshalb sie eine stabile Wasserquelle darstellen. Besonders in höheren Lagen, wo andere Wasserspeicher bereits versiegen, können Blockgletscher über Monate hinweg die Wasserversorgung sichern.
Wie beeinflusst der Klimawandel die Wasserversorgung?
Die steigenden Temperaturen verändern nicht nur die Menge des verfügbaren Wassers, sondern auch seine Verteilung über das Jahr. In den Alpen setzt die Schneeschmelze heute oft ein bis zwei Monate früher ein als noch vor wenigen Jahrzehnten. Das bedeutet, dass im Frühjahr große Mengen Wasser zur Verfügung stehen, während es in den heißen Sommermonaten immer knapper wird. Besonders für Regionen, die von Schmelzwasser abhängig sind, stellt das eine Herausforderung dar.
Zudem sorgt die erhöhte Verdunstung durch wärmere Temperaturen dafür, dass weniger Wasser im Boden gespeichert bleibt. Das kann langfristig zu Problemen für Landwirtschaft, Energieversorgung und Trinkwasserspeicherung führen. Auch die Gefahr von Extremwetterereignissen wie Dürren und Starkregen nimmt zu, wodurch Wasserressourcen ungleichmäßiger verteilt werden. Während einige Gebiete unter Trockenheit leiden, gibt es in anderen Überschwemmungen, was zusätzliche Anpassungsmaßnahmen erfordert.

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Maßnahmen zum Schutz der Wasserressourcen
In Österreich gibt es zahlreiche Forschungsprojekte zur Beobachtung der Gletscher- und Blockgletscherentwicklung. Durch regelmäßige Messungen und Modellrechnungen werden Vorhersagen zur zukünftigen Wasserverfügbarkeit getroffen, um frühzeitig Lösungen zu entwickeln.
Auch international arbeitet Österreich an nachhaltigen Wassernutzungskonzepten. Da Wasser eine begrenzte Ressource ist, wird effizientes Management immer wichtiger. Verbesserte Wasserspeicherung und optimierte Nutzung, etwa in der Landwirtschaft, können helfen, Engpässe zu vermeiden.
Ein Beispiel für Österreichs Engagement ist der Neptun Staatspreis für Wasser, der innovative Projekte im Bereich Gewässerschutz auszeichnet. Zudem werden Schutzprojekte gefördert, um alpine Wasserspeicher zu erhalten. Wissenschaftliche Studien unterstützen diese Bemühungen und helfen, Strategien zur langfristigen Sicherung der Wasserverfügbarkeit zu entwickeln.
Hintergrund des Weltwassertags
Der Weltwassertag wurde 1993 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die weltweite Bedeutung von Wasser als essentielle Lebensgrundlage hinzuweisen. Viele Regionen leiden bereits unter Wasserknappheit, und der Klimawandel verstärkt dieses Problem.
Ein zentrales Ziel des Weltwassertags ist es, das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser zu stärken. Dabei steht besonders SDG 6 – „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ der UN-Agenda 2030 im Fokus, denn noch immer haben viele Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser.
Auch in Europa stellt der Klimawandel die Wasserversorgung vor neue Herausforderungen. Längere Trockenperioden und steigende Temperaturen machen eine nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen wichtiger denn je. Der Weltwassertag soll daher als Impuls dienen, um langfristige Strategien für eine sichere Wasserversorgung zu entwickeln.
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Fotos: © Rudolf Philippitsch